Beim verzweifelten Versuch, die Inflation im Euro-Raum anzuheizen, ist der Europäischen Zentralbank unter Präsident Draghi die Verhältnismässigkeit abhandengekommen. Die EZB ist zudem angreifbar und politisch verletzlicher geworden, weil sie den Eindruck erweckt, eine versteckte finanzpolitische Agenda zu verfolgen. Draghis Nachfolgerin sollte das Koordinatensystem neu justieren. Von Michael Rasch

EZB-Chef Mario Draghi hat mit Nullzinsen und Anleihekäufen die Geldschleusen in der Euro-Zone geöffnet. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde droht ihn noch zu übertrumpfen – und könnte in der nächsten Krise Helikoptergeld auf alle Bürger abwerfen lassen. Was uns dann blüht. Von Malte Fischer

EZB-Chef Mario Draghi fällt die undankbare Aufgabe zu, die fehlgeleitete Politik der letzten Jahre mit höherer Aggressivität fortzusetzen. Denn die Alternative wäre schlimmer: der Zerfall der Eurozone, der Fall in eine Rezession. Die Politiker lassen ihn im Regen stehen. Und die Verlierer sind die Sparer. Von Daniel Stelter

Die europäische Zentralbank wird die Negativzinsen nochmals erhöhen, statt 0.4 Prozent müssen Banken künftig 0.5 Prozent Zinsen bezahlen. Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter die Institute dazu bringen, mehr Gelder in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher auszureichen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Um der Konjunkturschwäche entgegenzutreten, werden sogar die umstrittenen Anleihen wieder aufgenommen.

Um 13.45 Uhr gab die Europäische Zentralbank in Frankfurt bekannt, wie sie ihre Leitzinsen neu festsetzen will. Seither sind in der Schweiz die Nationalbank sowie alle Banken und Versicherungen emsig damit beschäftigt, ihre eigenen Strategien neu auszurichten. In den nächsten Wochen zeigen sich die Folgen. Negativzinsen für Kleinsparer rücken näher, negative Hypothekarzinsen könnten sich weiter verbreiten. Von Niklaus Vontobel