Bankfilialen als Teil des finanziellen Service Public?
Durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS werden nun nach und nach wieder viele Bankfilialen geschlossen.
Oft liegen diese recht nahe beieinander. Deshalb wird das Filialnetz nun optimiert. Dies ist nachvollziehbar. Denn Banken buhlen ja um dieselben Kunden. Wenn eine Bank eine Filiale in einem als wirtschaftlich interessant eingestuft Ort hat, gibt es auch bald eine andere Bank die versucht, die dortigen Kunden zu erreichen.
Nun werden heute wohl kaum noch neue Bankfilialen eröffnet, sondern eher welche geschlossen. Nahe beieinander liegende Filialen von CS und UBS kommen auf den Prüfstand. Eine bleibt dann offen, die andere schliesst. Dabei kann die Lage, die Dauer eines Mietvertrages usw. den Ausschlag geben. Wie viele Filialen in einem Ort sind, kann anhand einer Internetseite der Schweizer Banken (https://www.schweizer-banken.info/be/index.htm) einfach nachgeschaut werden. Diese Seite wird von Swiss Banking betrieben. Also dürften die Daten wohl einigermassen aktuell und korrekt sein.
Wie aber sieht die Bankenlandschaft in einigen Jahren aus?
Ziemlich sicher wird es weniger Banken geben. Einzelne lokale Banken geben selber auf und werden von einer anderen Bank übernommen. Die Raiffeisenbanken zeigen hier wie es geht. Schweizer Niederlassungen von Auslandsbanken werden vielleicht verkauft, wenn sich der Kundenfokus aufgrund stetig steigender Regulierungen verändert oder einzelne Banken werden von der FINMA geschlossen. Dabei geht es hier um ganze Banken.
Aber wie könnte es bei der Anzahl der Bankfilialen aussehen? Auch hier wird es sicher weitere Reduktionen geben. Wenn nun aber in einem Ort nur noch eine Bank mit einer Filiale vertreten ist, stärkt dies nicht unbedingt den Wettbewerb. Aber warum eine Filiale offen halten, wenn die Nachfrage stetig abnimmt und die Kosten weiter laufen?
Hier könnte ein Gedanke aus einer ganz anderen Branche zu einer anderen Vorgehensweise führen.
Wenn man sich die Entwicklung der Arztpraxen in den letzten 50 Jahren anschaut, ist folgendes festzustellen. Es gibt immer weniger Einzelpraxen, dafür mehr Gemeinschaftspraxen. Dabei wird dann die Grund Infrastruktur der Praxis durch mehrere Ärzte gemeinsam genutzt. Dies spart Kosten, ermöglicht längere Öffnungszeiten, einfache Ferienvertretungen etc.
Warum sollte sich diese Entwicklung nicht auch auf Banken übertragen lassen?
Einfache Schaltvorgänge wie Konteneröffnungen, Einzahlungen, Auszahlungen, Fremdwährungen, Gold-Vreneli kaufen, Dauerauftrag ändern etc. sind definitiv kein Merkmal, bei dem eine grosse Differenzierung möglich ist.
Warum also nicht die noch vorhandenen Filialen in eine gemeinsame Schweizer-Bank-Schalter AG zusammenlegen? Damit würden zwar kurzfristig viele, oft fast nebeneinander liegende Filialen geschlossen. Langfristig wäre aber eher damit zu rechnen, dass es auch in mittleren Ortschaften überhaupt noch eine Bankfiliale gibt.
Dass so etwas möglich sein kann, zeigt das Prinzip der Abwicklung von Zahlungen durch die SIX. Diese ist heute noch im Besitz von rund 120 Banken (https://www.six-group.com/de/company.html). Nicht jede Bankengruppe betreibt ihr eigenes Abwicklungszentrum für Zahlungen. Das macht die SIX im Auftrag der Schweizer Nationalbank.
Warum etwas, was in einem Bereich funktioniert, nicht auch in einem anderen Bereich zumindest in Erwägung ziehen?
Aus Sicht der Banken liesse sich sicher viel Geld sparen. Die Kunden könnten sich ev. sogar über längere Öffnungszeiten einer Bankfiliale freuen und in kleineren Ortschaften könnte die letzte noch vorhandene Bankfiliale offen bleiben.
Doch wer macht hier den ersten Schritt? Es geht um die finanzielle Grund-Infrastruktur für die Schweiz.
Da würde es sich auf jeden Fall lohnen, dieses Thema einmal vertieft anzuschauen.