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Wie ein digitaler Euro / Franken zukünftige Bankenkrisen verhindert

Wie ein digitaler Euro / Franken zukünftige Bankenkrisen verhindert

Der Fall der Silicon Valley Bank und die Rettungsaktion für die Credit Suisse haben die Gefahr einer umfassenderen Bankenkrise wieder ins Bewusstsein gerufen. Diese Debatte zwingt uns, uns erneut zu fragen, was der Zweck des Bankwesens ist und wie es der Gesellschaft am besten dienen kann. Wenn wir erkennen, dass Geld und Zahlungsinfrastrukturen öffentliche Güter sind, wird klar, dass wir sie als solche behandeln sollten, indem wir einen öffentlichen digitalen Euro / Franken einführen.

Warum sollten wir uns angesichts der aktuellen Ereignisse in der Welt - von der Krise der Lebenshaltungskosten bis hin zu den immer ernsteren Warnungen vor der Klimakrise - für das jüngste Bankenchaos interessieren, das aus dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse resultiert?

Die Krise, die vom US-Bankensystem ausgegangen ist, offenbart einmal mehr ein Zielkonflikt zwischen den beiden Kernfunktionen von Banken und die inhärente Fragilität, die sich daraus ergibt.

Erstens erbringen die Banken mit der Abwicklung von Zahlungen eine wichtige öffentliche Dienstleistung. Wer nicht bereit ist, sein gesamtes Geld in bar zu halten, ist faktisch gezwungen, sein Einkommen an eine Bank zu verleihen. Neben dem physischen Bargeld hat die Bevölkerung keine Möglichkeit risikofreies Geld der Zentralbank zu nutzen. Dieses Privileg ist den Banken vorbehalten.

Die zweite Kernfunktion der Banken besteht darin, Gewinne zu erzielen, indem sie sich für riskante Kreditvergaben entlohnen. Wenn Banken Kredite vergeben, schaffen Sie neues Geld, das von der Kreditnehmerin mit Zins zurückgezahlt werde muss. Die Banken spielen also auch eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der Bedürfnisse von Haushalten und Unternehmen, da sie das notwendige Geld für Investitionen und Konsum bereitstellen.

Die Kombination dieser Funktionen macht die Banken aufgrund des Missverhältnisses zwischen den entgegengenommenen Einlagen und der längeren Laufzeit der von ihnen vergebenen Kredite von Natur aus instabil. Da die Kunden ihre Einlagen theoretisch jederzeit abziehen können, sind die Banken de facto immer am vom Konkurs bedroht, sobald Kunden das Vertrauen verlieren und ihre zurückfordern respektive abziehen.

Too Big To Fail

Banken Konkurs gehen zu lassen, wäre in Ordnung, wenn die Folgen für die Gesellschaft und die Witschaft nicht so dramatisch wären. Aber Geld und Zahlungsverkehr sind essentielle öffentliche Güter, von denen das Funktionieren unserer Gesellschaft abhängt. Wenn eine Bank zusammenbricht, können Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, und Haushalte wären nicht mehr in der Lage, ihre Rechnungen zu bezahlen oder lebenswichtige Dinge wie Lebensmittel zu kaufen. Und wenn die Bankpleite gross genug ist, könnte sie die gesamte Wirtschaft mit sich in den Abgrund reißen, wie wir 2008 gesehen haben. Keinem anderen Wirtschaftszweig, auch nicht den privatisierten, wurde so viel Spielraum gegeben, sich durch Risikobereitschaft zu bereichern und im Ernstfall so viel Schaden anzurichten wie den Banken.

Die Macht der Banken beruht auf ihrer Fähigkeit, Geld zu schöpfen und die Kontrolle über den Zahlungsverkehr zu haben. Und der Staat will es so. Obwohl risikobehaftete Bankeinlagen und nicht risikobehaftetes Zentralbankgeld (z. B. Banknoten) technisch nicht dasselbe sind, wird ihr Wert in der Praxis durch staatliche Unterstützung gleich gehalten.

Um zu verhindern, dass die Pleite einer Bank zur Vernichtung der wohlverdienten Ersparnisse von Millionen von Menschen führt, haben die Regierungen Einlagensicherungssysteme eingerichtet, die die Regierungen verpflichten, die Einlagen der Kunden (bis zu einem bestimmten Betrag) zu erstatten, selbst wenn eine Bank zusammenbricht. Dieser Schutz hört sich im Prinzip gut an, birgt aber ein moralisches Risiko (moral hazard), da die Öffentlichkeit am Ende für die Kosten des Scheiterns der privaten Banken aufkommt. Weil Banken heute zu gross zum Scheitern sind und gerettet werden müssen, haftet die Gesellschaft nicht nur für die Einlagen bis zu einem gewissen Betrag, sondern für die gesamte Bank. Das hat das Moral Hazard Problem nochmal auf eine ganz neue Ebene gehoben.

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Matthew C. Klein hat es in einem kürzlich erschienenen Blog vielleicht am besten ausgedrückt:

"Banken sind spekulative Investmentfonds, die auf kritische Infrastrukturen aufgepfropft sind. Diese Struktur ist so konzipiert, dass sie dem Rest der Gesellschaft Subventionen entzieht, indem sie die Zivilbevölkerung mit Krisen bedroht, falls die Wetten der Banken jemals scheitern sollten. Die Reaktion der US-Regierung auf die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und der Signature Bank - die Aufhebung der Obergrenze von 250.000 Dollar für die Einlagensicherung bei gleichzeitiger Ermöglichung relativ billiger Kredite gegen fiktive Vermögenswerte - erinnert daran, dass diese Drohungen in der Regel funktionieren".

Wenn die Öffentlichkeit auf die eine oder andere Weise für das Scheitern von Banken aufkommen muss, stellt sich die Frage, warum wir es zulassen, dass sie ihre privilegierte Stellung als Grundlage für Wetten nutzen, bei denen die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert werden, wie wir es bei der Silicon Valley Bank gesehen haben.

DIGITALER EURO / Franken: SICHERES GELD OHNE BANKEN

Glücklicherweise gibt es eine bessere Lösung als die Rettung von Banken, wenn diese privaten Unternehmen Mist bauen. Die Einführung eines digitalen Euro / Franken hat das Potenzial, dieses Problem ein für alle Mal zu lösen. Fast 8 Jahre nachdem Positive Money begonnen hat, sich für diese Idee einzusetzen, macht das Projekt einer digitalen Zentralbankwährung grosse Fortschritte.

Was ist also die grosse Idee? Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis erklärt es am besten:

"Stellen Sie sich vor, die Zentralbank würde jedem ein kostenloses digitales Portemonnaie zur Verfügung stellen - praktisch ein kostenloses Bankkonto [...] Befreit von dem Zwang, sein Geld bei einer Privatbank zu verwahren und für Transaktionen über das System der Zentralbank viel Geld zu bezahlen, können die Menschen frei entscheiden, ob und wann sie private Finanzinstitute nutzen, die als Risikovermittler zwischen Sparern und Kreditnehmern auftreten. Selbst in solchen Fällen wird ihr Geld weiterhin in vollkommener Sicherheit im Hauptbuch der Zentralbank liegen.

Die EZB prüft derzeit die Einführung eines digitalen Euro, und die Europäische Kommission wird voraussichtlich in Kürze einen Vorschlag vorlegen, über den das Europäische Parlament und der Rat abstimmen werden.

Vicky Van Eyck, CEO von Positive Money EU, hat vor kurzem vor dem Europäischen Parlament unsere Vision erläutert, wie ein digitaler Euro unser Wirtschaftssystem gerechter und demokratischer machen kann.

Kurz gesagt, ein digitaler Euro / Franken bietet uns die Möglichkeit, Geld endlich als das öffentliche Gut zu behandeln, das es ist. Er würde nicht nur die Stabilität des Finanzsystems verbessern, sondern uns auch in die Lage versetzen, eine allgemein zugängliche und sichere elektronische Form des öffentlichen Geldes bereitzustellen, insbesondere für diejenigen am Rande der Wirtschaft, die derzeit keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben.

Ein digitaler Euro / Franken würde auch das System vereinfachen, anstatt die Risse mit einem immer komplexeren Regelwerk zu überdecken, das nur wenige verstehen, wie es nach jeder Krise der letzten Zeit der Fall war.

Die genauen Einzelheiten der Einführung eines digitalen Euro / Franken sind jedoch noch offen. Viele Bürgerinnen und Bürger haben bereits ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre geäussert. In der Tat sind ist Positive Money sehr besorgt, dass die EZB einen digitalen Euro einführen wird, ohne die mächtige Rolle der Banken in Frage zu stellen. Positive Money wird sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die EU und die EZB den Interessen der Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung des digitalen Geldes Vorrang einräumen.

Der englische original Beitrag stammt von Positive Money EU.
Bild:
Positive Money EU

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