Argumentation für die Trennung von Geld und Kredit
Bild: Gerd Altman auf Pixabay
Originaltext:
Romain Baeriswyl, Swiss National Bank, Zurich: The Case for the Separation of Money and CreditIn: Monetary Policy, Financial Crises, and the Macroeconomy
© Springer International Publishing AG 2017, p. 105 - 121
Die in diesem Paper ausgedrückten Ansichten sind die des Autors und geben nicht notwendigerweise die der Schweizer Nationalbank wieder.
Auszugsweise deutsche Übersetzung
Der integrale englische Text ist hier zu finden. Die vollständige deutsche Übersetzung finden Sie hier.
[Bemerkungen des Übersetzers W. Lüssi stehen in eckigen Klammern.] Auslassungen werden durch […] angezeigt. Anmerkungen wurden allgemein weggelassen.
Abstract:
Dieses Paper legt dar, dass Zentralbanken die Konsumentenpreisinflation mit Geldspritzen durch Pauschalüberweisungen an die BürgerInnen [der englische Ausdruck "lump sum-transfers to citizens" wird hier jeweils einfach mit "Bürgergeld" übersetzt] besser kontrollieren könnten als mit Beeinflussung des Kreditmarkts und der Zinssätze. Bürgergeld führt zu weniger sektoriellen Verzerrungen und intertemporalen Verschiebungen als Massnahmen, die auf die Belebung des Kreditmarktes abzielen. Sie erlauben den Zentralbanken, Inflationsziele zu verfolgen ohne wirtschaftliche Ungleichgewichte aufzubauen.
«Während die Kreditexpansion durch eine Bank weit besonnener und akzeptabler erscheint als die direkte Ausgabe von neuem Geld, hat erstere in Wirklichkeit weit schwerwiegendere Folgen für das Wirtschaftssystem; Folgen, welche die meisten Menschen als ausgesprochen unerwünscht ansehen werden.»
Murray Rothbard
Der Ausbruch der jüngsten Finanzkrise hat gezeigt, dass Preisstabilität nicht gegen Finanzinstabilität schützt. Dieses Paper legt dar, dass das Streben einer Zentralbank nach Preisstabilität im gegenwärtigen Geldsystem unbeabsichtigte Folgen nach sich zieht, weil die Erhöhung der Geldmenge, die zur Stabilisierung der Preise in einer wachsenden Wirtschaft nötig ist, im Kreditmarkt stattfindet, was wirtschaftliche Ungleichgewichte erzeugt. Dies macht deshalb die Trennung von Geld und Kredit wünschenswert, das heisst, eine andere Art, wie das Geld in Umlauf gebracht wird, und zwar so, dass eine Erhöhung der Geldmenge keine Erhöhung der Kreditmenge benötigt. Dies wird erreicht mit dem Mittel der pauschalen Geldüberweisung an die BürgerInnen (Bürgergeld). Die Zentralbank könnte tatsächlich die Konsumentenpreis-Inflation besser mit Bürgergeld kontrollieren als mit dem Versuch, auf den Kreditmarkt und die Zinssätze einzuwirken. Bürgergeld führt zu weniger sektoriellen Verzerrungen und intertemporalen Verschiebungen als Massnahmen, die auf die Belebung des Kreditmarktes abzielen.
Die Geldmenge wächst, wenn Geschäftsbanken Kredit vergeben und gleichzeitig Gesamtnachfrage und Inflation stimulieren, und sie sinkt, wenn Kredit zurückbezahlt wird, was die Preise drückt. Wie man so sagt, ist das Geld geliehen in seine Existenz. [lent into existence] Dies macht das Streben nach Preisstabilität grundsätzlich unvereinbar mit finanzieller und wirtschaftlicher Stabilität, weil die Zentralbank gezwungen ist, einen Zuwachs von Kredit und eingesetztem Fremdkapital [leverage] herbeizuführen, damit die Geldmenge wachsen kann. Dazu kommt, dass die Zentralbank gegen die Schrumpfung von Kredit und Fremdkapitaleinsatz kämpfen muss, um Schrumpfung des Geldes und Deflation zu verhindern. Obwohl also die Entschuldung der Wirtschaft hinsichtlich der Finanzstabilität willkommen ist, muss die Zentralbank dieselbe verhindern, um ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen. […]
Das Bürgergeld […] stellt einen Bruch mit der traditionellen Kreditgeld-Ökonomie dar, weil das Geld nicht mehr mit Kreditvergabe entsteht, sondern einfach mit der Übergabe. [spent into existence] Die Menge des zirkulierenden Geldes ist demnach unabhängig von der Kreditmarktentwicklung, weil es nicht mehr zu- und abnimmt mit der Vergabe oder Rückzahlung von Krediten. Bürgergeld ist wirkungsvoller und weniger verzerrend als Kreditexpansion. Dies aus zwei Gründen: Erstens: Die Übertragung von einer Erhöhung der Geldmenge auf die Konsumentenpreis- Inflation ist direkter und stärker beim Bürgergeld als wenn das Geld in den Kreditmarkt eingespritzt wird. Im letzteren Fall treibt das neue Geld primär den Preis der Güter, deren Nachfrage durch Kreditgewährung gestützt wird, wie z.B. Immobilien. Erhöhungen der Liegenschaftspreise jedoch beeinflussen die Konsumentenpreisinflation nicht direkt.
Im Fall des Bürgergelds dagegen werden alle BürgerInnen ihr neues Geld entsprechend ihren Präferenzen ausgeben, was die ökonomischen Sektoren gleichmässiger belebt und die Preise einer breiteren Palette von Gütern anhebt als eine Kreditausweitung. Überdies ist der Nutzen von Bürgergeld gleichmässiger auf alle Wirtschaftsteilnehmer verteilt. Zweitens: Das Bürgergeld verzerrt weder Zinsraten noch die intertemporale Struktur der Ökonomie, weil dieses Geld nicht notwendig und unmittelbar den Kreditmarkt erreicht. So ist der unverfälschte Zinssatz frei, seine koordinierende Rolle zu spielen zwischen Investition und Ersparnis. Wenn hingegen das Geld in den Kreditmarkt fliesst, wird eine Erhöhung der Geldmenge den kurzfristigen Zinssatz senken, was zum Übergewicht der Investition gegenüber den Ersparnissen führt und durch Kredit- und Vermögenspreisblasen wirtschaftliche Ungleichgewichte aufbaut. […]
Wenn eine Währung nicht einlösbar ist in ein wertvolles Metall, sondern in einer nicht einlösbaren Fiat-Währung besteht, wie es weltweit der Fall ist seit der Schliessung des "goldenen Fensters" durch Präsident Nixon 1971, ist ihre Quantität durch keinerlei natürliche Schranke begrenzt. Die Zentralbank mit dem Auftrag, die Währung zu verwalten, kann so viel Geld herausgeben wie sie will und kann niemals bankrott gehen, da die Fiat-Währung keinem Eigner ein Recht einräumt auf irgendeine Art von Einlösung. Somit benötigt eine flexible Verwaltung der Gesamtmenge des Geldes keine Währungssubstitute [Banken- Giralgeld], die durch Kreditvergabe herausgegeben werden, da die Quantität der Fiat- Währung flexibel nach Belieben bestimmt werden kann. Zudem muss die Fiat-Währung selber nicht notwendig durch Kreditgewährung zustande kommen, da sie nicht einlösbar ist und infolgedessen einfach durch die Herausgabe existiert (spent into existence). Zum Beispiel kann die Zentralbank neues Geld, das zur Erreichung des Inflationsziels notwendig ist, als Bürgergeld verteilen. Somit wird das Wachstum der Geldmenge keine Kreditgewährung erfordern. […]
Der erste Vorteil des Bürgergeldes besteht darin, dass es die ökonomischen Sektoren gleichmässiger betrifft und die Nachfrage und die Preisentwicklung für eine breitere Palette von Gütern belebt als dies in den Kreditmarkt gelenktes Geld zu tun imstand wäre. […]
Wenn Geld in den Kreditmarkt injiziert wird, stimuliert es in erster Linie Sektoren, in denen die Nachfrage von Kredit abhängt, z.B. den Wohnungsbau. In erster Linie stimuliert die Erhöhung der Geldmenge in diesem Fall Liegenschaftspreise und hat aber nur schwachen Einfluss auf die KPI-Inflation. Wird Geld hingegen als Bürgergeld injiziert, wird es wahrscheinlich anfänglich weniger auf den Wohnungsmarkt konzentriert sein; eher wird es breiter über die ökonomischen Sektoren verteilt sein, gemäss der Art, wie die BürgerInnen ihr Einkommen verwenden. Eine Erhöhung der Geldmenge wird somit effektiver die Komponenten des KPI erreichen, wenn das Geld als Bürgergeld statt in den Kreditmarkt injiziert wird.
Dementsprechend muss die Zentralbank mit Bürgergeld eine geringere Erhöhung der Geldmenge anwenden als bei Kreditausweitung, um ihr Inflationsziel zu erreichen. Bürgergeld bringt also weniger sektorielle Verzerrung und weniger Ungleichheit mit sich als Krediterweiterung. Neben verschiedenen Auswirkungen auf die Inflation bestimmt der Prozess, wie Geld in die Wirtschaft injiziert wird, auch die Sektoren, die am meisten von der Erhöhung der Geldmenge profitieren. Wenn Geld in den Kreditmarkt kommt zum Kauf von Immobilen, bevorzugt die Erhöhung der Geldmenge die Baufirmen und Liegenschaftenhändler.
Eine Baufirma wird von der Geldexpansion profitieren, wenn die Nachfrage nach Wohnungsbau steigt, und sie kann ihr zusätzliches Einkommen ausgeben, bevor die Preise in anderen Sektoren gestiegen sind. In der zweiten Runde werden die Ausgaben der Baufirma bestimmen, welche Sektoren als nächste von der Expansion profitieren. Jedoch werden nicht alle Sektoren Vorteile der Expansion für sich ableiten können. Ökonomische Sektoren, deren Nachfrage kaum von Kreditexpansion stimuliert wird, leiden unter der Preiserhöhung bei anderen Gütern, während ihre eigenen Preise gleich bleiben.
Angenommen zum Beispiel, dass die Kreditausweitung die Nachfrage und den Preis für Brot unberührt lässt, dann wird die Expansion die Bäcker ärmer machen, weil ihr nominales Einkommen gleich bleibt, während andere Preise, wie die für Eigentum, steigen.
Wird hingegen Geld als Bürgergeld injiziert, wird der umverteilende Effekt der Geldpolitik kleiner sein, weil alle BürgerInnen von der Geldexpansion im gleichen Mass in der ersten Runde profitieren. Alle BürgerInnen werden ihr Gesamteinkommen nach ihren eigenen Neigungen ausgeben. Natürlich werden es einige besser machen als andere, aber diese Ungleichheiten werden von Marktverhandlungen herrühren (und von der freien Ausübung des Rechts auf Privateigentum), und nicht von der monetären Expansion. […]
Der zweite Vorteil des Bürgergeldes gegenüber der Kreditexpansion liegt darin, dass ersteres keine Diskrepanz zwischen Investition und freiwilligem Sparen schafft und damit auch nicht zur Bildung von wirtschaftlichen Ungleichgewichten beiträgt. Gesamthaft muss die Identität von Investition und Ersparnis erhalten bleiben. […]
Wenn Geld als Bürgergeld geschaffen wird, bleibt der Kreditmarkt unverfälscht von der Geldausweitung und der natürliche […]
Zinssatz kann seine koordinierende Rolle zwischen Investition und Ersparnis spielen. Der Kreditmarkt ist auf diese Weise der Prozess, der die Nachfrage nach Investitionskapital abstimmt mit der Versorgung von Seiten der Sparer. Wenn dagegen das Geld durch Kreditversorgung injiziert wird, sinken die Zinssätze und bewirken, dass die Investitionen die Ersparnisse übertreffen. Die Diskrepanz zwischen Investitionen und Ersparnissen führt zu (und wird aufgelöst durch) Wirtschaftszyklen und Finanzkrisen. […]
Der frei im Markt entstandene Zinssatz zeigt den Investoren und Sparern die relative Knappheit der für Investitionen erhältlichen Mittel. Wenn die Versorgung mit Kapital, das von Sparern freiwillig im Markt angeboten wird, zunimmt, dann wird das daraus entstehende Sinken des Zinssatzes den Discountfaktor vergrössern und damit den Investoren erlauben, sich in kapitalintensiveren Projekten zu engagieren, die beim früheren höheren Niveau der Zinssätze nicht profitabel waren.
Wenn Geld in den Kreditmarkt injiziert wird, hat das dieselbe senkende Auswirkung auf die Zinssätze wie die Erhöhung des Kapitals, das von Sparern freiwillig im Markt angeboten wird. Aber ökonomisch gesehen weist Mises (1912) darauf hin, dass eine Erhöhung der Geldmenge nicht gleichbedeutend ist mit einer Erhöhung der Ersparnisse, weil die Geldschöpfung keinen Wirtschaftsteilnehmer benötigt, der spart (d.h. die gegenwärtigen Ausgaben einschränkt). Im Gegenteil: Kreditexpansion erlaubt sowohl dem Kreditnehmer wie den nachfolgenden Empfängern des neu geschaffenen Geldes, ihre Ausgaben zur selben Zeit zu erhöhen. Als Folge der tieferen Zinssätze sind die Investoren geneigt, sich an kapitalintensiveren Projekten zu beteiligen, obwohl sich die freiwilligen Einsparungen nicht erhöht haben. Dies bewirkt eine Diskrepanz zwischen Investition und freiwilligen Einsparungen auf dem Kreditmarkt.
Wenn der Identität von Investition und Ersparnis auf dem Kreditmarkt nicht Genüge getan wird, weil Geld in diesen Markt injiziert wird, setzen sich andere makroökonomische Prozesse, wie Konjunkturschwankungen und Finanzkrisen, in Bewegung, um diese Identität aufrecht zu erhalten. […]
Bürgergeld dagegen verzerrt den Kreditmarkt und das Zinsniveau nicht systematisch, da das Geld nicht über die Kreditgewährung herausgegeben wird. Die Zinssätze werden bestimmt von der Nachfrage nach und der Bereitstellung von Kapital auf dem Kapitalmarkt, und nicht von der Menge des Geldes, das in der gesamten Wirtschaft zirkuliert. […]
Während Kreditexpansion bedeutet, dass neues Geld als neu gewährter Kredit in die Wirtschaft kommt, wird Geld, das als Bürgergeld in den Umlauf kommt, das Kreditangebot nicht notwendigerweise erhöhen. Einige Empfänger mögen entscheiden, das ihnen überwiesene neue Geld auf dem Markt zu verleihen, andere mögen vorziehen, es auszugeben. Tatsächlich ist es wahrscheinlich, dass die BürgerInnen auf das Bürgergeld hinsichtlich ihrer Position gegenüber dem Kreditmarkt unterschiedlich reagieren. Während die einen die Gelegenheit des Bürgergeldes benützen mögen, um ihre Schulden zu verringern, mögen andere es vorziehen, das Gegenteil zu tun. […]
Bürgergeld bringt eine schwächere Auswirkung auf Zinssätze als Kreditexpansion, weil das neue Geld den Kreditmarkt möglicherweise erst erreicht, nachdem es das Preisniveau stimuliert hat. Wenn Preise steigen, bevor das neue Geld als Kredit bereitsteht, wird der Zuwachs an realem Kreditangebot schwächer ausfallen. […]
Dagegen bedeutet die Kreditexpansion, dass die erste Wirkung des Prozesses der Geldschöpfung ein Anwachsen der Kreditversorgung ist. Das neue Geld kann die Nachfrage und die Preise erst anregen, nachdem die reale Kreditversorgung angestiegen ist. Um es kurz zu sagen: Ein Anwachsen der Geldmenge verfälscht die ausgleichende Rolle der Zinssätze in dem Ausmass, wie es den Verlauf des Kreditmarktes beeinflusst. Wenn das Geld durch Kreditgewährung herausgegeben wird, so wie es im gegenwärtigen Geldsystem der Fall ist, dann verändert eine Vergrösserung der Geldmenge den intertemporalen Handel und die Zinssätze. Im Gegensatz dazu macht es das Bürgergeld möglich, die Geldmenge zu erhöhen, um die Gesamtnachfrage und die Inflation zu stimulieren, ohne eine Diskrepanz zwischen Investition und Ersparnis auf dem Kreditmarkt zu erzeugen. Die Kreditgewährung bleibt in dieser Weise unabhängig von der Geldschöpfung und die Identität von Investment und Ersparnis bleibt erhalten durch die koordinierende Rolle des unverfälschten Kreditmarktes. […]
Die Trennung von Geld und Kredit verlangt im Prinzip die Abschaffung des fraktionalen Reservebanking und die Übernahme eines 100% Reservebanking. Die Herstellung von Währungssubstituten der Geschäftsbanken durch Kreditgewährung wäre verboten. Im Fiat Währungs-System würde damit die gesamte Geldschöpfung der Währungsschöpfung durch die Zentralbank entsprechen. In einer wachsenden Wirtschaft muss die Geldmenge zunehmen, damit das Preisniveau stabil bleibt. Die Idee, die Geldschöpfung von der Kreditgewährung zu trennen, ist nicht neu. Sie war eines der Ziele des 100%-Geld-Plans, der von Fisher (1936) vertreten wurde. In Übereinstimmung mit den oben ausgebreiteten Argumenten erkennt Fisher, dass die Suche nach Preisstabilität durch eine Zentralbank in einem fraktionalen Reservebanking-System unbeabsichtigte Folgen mit sich bringt, weil die Zunahme der Geldmenge im Kreditmarkt stattfindet […]
Fisher argumentiert, dass durch die Verbindung von Geld und Kredit die Suche nach Preisstabilität gefährlich wird, weil diese Verbindung Verzerrungen des Kreditmarkts erzwingt, damit dieses Ziel erreicht werden kann. […]
Fisher war nicht der einzige, der dieses Anliegen während der Debatte der 30er Jahre zur Sprache brachte. Das Thema der Identität von Investition und Ersparnis wurde allgemein von Wissenschaftern angesprochen[…].
[D]iese Autoren erkennen die unbeabsichtigten Folgen der Suche nach Preisstabilität im fraktionalen Reserve-System und fordern die Trennung der Geldschöpfung von der Kreditgewährung. Dieses Ziel kann erreicht werden, wenn die Zentralbank das Geld als Bürgergeld herausgibt, wie oben dargelegt. […]
Nur dann wird der Kreditmarkt nicht durch Finanzspritzen verfälscht und gewinnt der Zinssatz seine koordinierende Rolle zwischen Investition und Ersparnis zurück. […]
Bürgergeld stellt die Unabhängigkeit der Zentralbank nicht in Frage. Die Vorzüge der Unabhängigkeit der Zentralbank sind innerhalb der gegenwärtigen Kreditgeld-Ökonomie ausführlich diskutiert worden und bleiben gültig, wenn das Geld als Bürgergeld in Umlauf kommt. Die Zentralbank sollte unabhängig über das nötig Geldwachstum entscheiden, um ihre Aufgabe der Preis-Stabilität erfüllen zu können. Es gibt keinen klaren Grund, warum die Gefahr der Abhängigkeit grösser sein sollte mit Bürgergeld als mit Kreditexpansion. Im Gegenteil: Wenn der Geldschöpfungsgewinn gleichmässiger in der Gesellschaft verteilt ist, wird der Anreiz schwächer, die Zentralbank zu beeinflussen. […]
Fazit
Eine Zentralbank, die Geld an die BürgerInnen verteilt! Auf den ersten Blick mag dieser Vorschlag weit hergeholt sein. Jedoch, wie das Zitat von Murray Rothbard am Anfang dieses Papers anregt, wenn man einen genaueren Blick darauf wirft, wie die gegenwärtige Kreditgeld-Ökonomie funktioniert, wird es klar, dass das Bürgergeld gutartiger ist als die Kreditexpansion. Erstens: Bürgergeld ist wirkungsvoller für die Kontrolle der Inflation, weil es die ökonomischen Sektoren gleichmässiger belebt und den Preis einer breiteren Palette von Gütern stützt als die Kreditexpansion. Zweitens: Bürgergeld verzerrt den Kreditmarkt und die Zinssätze nicht und trägt somit nicht dazu bei, intertemporale Störungen und wirtschaftliche Ungleichgewichte aufzubauen. Es gibt daher gute Gründe für eine verantwortungsbewusste Zentralbank, Bürgergeld zu bevorzugen gegenüber Kreditexpansion und Zinsmanipulationen, deren Erfolg bezüglich steigender Gesamtnachfrage und Inflation meistens unsicher ist, und deren unbeabsichtigten Konsequenzen nur allzu gut verstanden werden.
[Danksagung und Literaturverzeichnis im englischen Original]